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Die Römer in Höflein
15 v.Chr. drangen die Römer, die zu dieser Zeit bereits die größten Teile Südeuropas unter ihre Herrschaft gebracht hatten, unter Tiberius und Drusus den Stiefsöhnen des Kaisers Augustus auch in den Alpenraum vor und errichteten hier die Provinzen Rhätien und Noricum. Letztere reichte vom Inn bis in unsere Gegend hier und behielt noch etwa 60 Jahre lang eine gewisse Selbstverwaltung.
6 n.Chr. wird Carnuntum erstmals erwähnt, als „ein Ort im Königreich Noricum“ und 15 n.Chr. wird hier erstmals eine Legion stationiert. Damit beginnt der Aufstieg Carnuntums, das dann später zur Provinz Pannonien fällt und um etwa 106 n.Chr., nach der Teilung Pannoniens Hauptstadt des Westteils Pannonia superior wird, in der sich auch mehrfach römische Kaiser (Marc Aurel, Septimus Severus, Maximilian, Galerius, Valentinian) aufhielten. Entscheidend für die Bedeutung Carnuntums war zweifellos seine strategisch und wirtschaftlich günstige Lage an der Kreuzung des römischen Limes, einer systematischen Grenzbefestigung entlang von Rhein und Donau, die hier über etwa 4 Jahrhunderte die Grenzen gegen die germanischen Völker bildete und der sogenannten Bernsteinstraße, jener uralten Handelsroute von der Ostsee zur Adria, die hier im Gebiet die Donau querte und im weiten Bogen über heute ungarisches Gebiet (Ödenburg, Steinamanger) die Alpen umging.
Über die Geschichte von Carnuntum dem „Pompeji vor den Toren Wiens“ (Th. Mommsen) seine Ausgrabungen und Funde und seine typische, soldatisch bestimmte Grenzer-Kultur ist eine Fülle von Literatur erschienen, auf die hier verwiesen werden muß. Ein Verständnis der römischen Funde hier in Höflein ist nur im Zusammenhang mit Carnuntum möglich.
Interessant ist, dass die herausragende Bedeutung Carnuntums von den Archäologen erst relativ spät erkannt wurde. Obwohl noch bis zum Beginn des 19.Jahrhunders antike Gebäudereste hier auch noch über Tag zu sehen waren. Erst 1877 begann die systematische Grabungsarbeit, vorerst nur im Legionslager, später auch in der Zivilstadt. Noch zu Beginn unseres Jahrhunderts fanden Untersuchungen römischer Siedlungsreste weiter über unser Gebiet verstreut statt, während sich dann später die Ausgrabungen nur mehr fast ausschließlich auf Carnuntum beschränkten.
Etwa zur Mitte des vorigen Jahrhunderts gelangten die ersten römischen Fundstücke aus Höflein an das damalige Hofmuseum in Wien. 1896 unternahm erstmals der k.k. Conservator Professor Dr. W. Kubitschek hier, durch römische Inschriften tragende Steine in der Friedhofsmauer aufmerksam geworden, gezielte Untersuchungen. Er traf mit dem damaligen Pfarrer von Höflein, Herrn M.Binder, einen sehr verständigen lokalen Förderer an, der ihn, wie auch die späteren Untersuchungen mit Rat und Tat unterstützte. Kubitschek veröffentlichte in den „Mitteilungen der k.k. Centralkommission für Erforschung und Erhaltung kunst- und historischen Denkmale“ 1899 einen Bericht über seine Beobachtungen, nachdem er den Ort mehrfach besucht und im Winter 1898 eine Grabung durchgeführt hatte. Darin beschreibt er die genannten Inschriftsteine, Mauerreste in der Umgebung des Friedhofes (er spricht auch als erster die Vermutung nach einem römischen Kastell hier aus) einen Gutshof auf einem Feld des Hauses Nr. 19 im Ried Kirchental, einen als Grabmal gedeuteten Baurest mit Sandsteinplatten, die einen mit Trauben behangenen Weinstock zeigen (ein Hinweis auf den frühen Weinbau im Gebiet !) und eine Reihe von Angaben über Funde aus der Ortsbevölkerung, die er aber nicht mehr überprüfen konnte.
1900 wurden die Grabungen unter dem verdienten Limesforscher k.k. Oberst d.R. Max v. Groller wieder aufgegriffen. Dabei wurde das Kastell am Kirchenberg genau lokalisiert. Was aber innerhalb der aufgefundenen Mauern an Gebäuden etc. vorhanden war, konnte nicht mehr geklärt werden. Auch über die Funktion der Einrichtungen im Ganzen der Limes-Anlage können nur Vermutungen angestellt werden. Als direkte Grenzbefestigung scheine es nicht in Frage zu kommen, da die Entfernung zur Donau doch zu groß ist und außerdem das Donauufer von hier aus wegen dazwischenliegenden Bodenerhebungen nicht einsehbar ist. Nach der im entsprechenden Grabungsbericht (erschienen in „Der Römische Limes in Österreich „ Heft 3, 1902) geäußerten Ansicht handelte es sich dabei um einen Straßenwachposten bzw. eine Straßensperre der etwa 300 m südlich vorbeiführenden Straße von Carnuntum nach Scarbatia (Ödenburg), der im Gegensatz zu den im selben Jahr aufgefundenen sehr viel kleineren Straßentürmen in den Gemeinderieden. „In der Sulz“ und „In Gaisbergen“ eine ständige Besatzung beherbergte.
Etwa 1 km südlich davon, auch an der genannten Straße gelegen, wurde im selben Jahr auch der bereits von Kubitschek entdeckte und als Gutshof gedeutet Gebäuderest nochmals offengelegt und eingehender untersucht. Die Reste desselben sind im Übrigen auch heute noch leicht im Feld auffindbar. Das ausgedehnte Bauwerk war zum Teil durch eine gut erhalten gebliebenen Hypokausten-(Fußboden- und Wand-)Heizung ausgestattet.
Neben einer Vielzahl anderer Kleinfunde wie Ziegeln und Tonscherben wurden hier auch römische Münzen gefunden, die eine Datierung in die 2.Hälfte des 3. und ins 4. Jahrhundert (Aurelian, Gallienus, Licinius, Constantius, Jovian) ermöglichen. 1902 wurde dann etwa 2 km nordöstlich des Ortes nochmals ein römischer Gebäuderest entdeckt, der als Signalturm gedeutet und in Zusammenhang mit dem genannten Kastell gebracht wurde, nachdem von hier aus durch einen Sattel zwischen Roten Sandberg und Wartberg der Blick Richtung Donau frei ist und etwa die Straße Vindobona-Carnuntum von hier eingesehen werden konnte. („Der Römische Limes in Österreich“, Heft 5, 1904). Erst in jüngster Zeit wurden wieder durch den Hobby-Archäologen M. Krems aus Höflein mit sehr viel Sachkenntnis die Spuren der einstigen römischen Besiedelung in unserem Gebiet untersucht. Einige Kleinfunde aus seiner privaten Sammlung sind hier auch abgebildet. Sehr bedeutend ist darunter die merkwürdige Kleinplastik „Gefesselter Barbar“, die von ihm 1975 in Höflein im Bereich des genannten Kastells gefunden wurde (von M.Kandler 1976 in „Römisches Österreich“, Jg. 4, publiziert).
Durch den Lauf der Jahrhunderte
Der Raum hier im östlichen Teil Österreichs ist seit je her Grenzland zwischen West und Ost. Es ist als östliches Vorfeld des Abendlandes geradezu europäisches Schicksalsland – einer der blutigsten Böden des Kontinents. Soweit man auch die Geschichte zurückverfolgt, man findet stets wieder das Hin und Her zwischen Ansturm aus dem Osten und Gegendruck aus dem Westen. Überall findet man noch heute hier im Land zwischen Donau und Leitha Spuren und Zeugnisse stürmischer Geschichte – Schlösser, Ruinen, Wehrkirchen. Selten findet man auch in einem Gebiet so viele Wüstungen, zerstörte und nicht wieder aufgebaute Orte, wie hier. Drei solcher Wüstungen liegen auch in der engeren Umgebung von Höflein. Deupthal im Ellender Wald, Gaisberg in Richtung Petronell (Flurname: Gaisberg!) und Leutweins in Richtung Bruck/L. (Wegname: Leidweiser Weg!) alle im 14. und 15. Jahrhundert verödet. Hier kann aber naturgemäß nur ein ganz kurzer Überblick über die Geschichte unseres Raumes gegeben werden.
Die römische Besetzung des Gebietes hatte eine relativ lange Friedensperiode und einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung in vielfacher Hinsicht für unsere Gegend gebracht. Die daraus folgende Zeit wird im allgemein als die der Völkerwanderung bezeichnet. Ausgelöst wurden diese weitreichenden territorialen Verschiebungen unter den Völkern Europas, durch das Vordringen der Hunnen, die 372 die Wolga nach Westen überschritten hatten. Die Ostgoten wurden auf ihrem Zug nach Rom unter ihrem König Alarich besiegt und dürften sich zum Teil auch hier neben den damals noch präsenten Römern angesiedelt haben. Jedenfalls ist ihre Anwesenheit im Gebiet durch Funde vielfach belegt. Im Jahre 433 wurde dann die Herrschaft Roms in unserer Gegend endgültig durch den Einfall der Hunnen beendet. Doch auch nach dem Tod Attilas 453 zerfiel die hunnische Macht.
Im 6.Jahrhundert finden wir die germanischen Langobarden im Gebiet, bis sie 568 von hier in Richtung Italien abzogen und das Land vertraglich den Awaren überließen. Doch dürfte vorerst noch das ganze Gebiet unter dem Wienerwald völlig unbesiedelt geblieben sein und erst allmählich durch eine südslawische Bevölkerung aufgefüllt worden sein, bis dann um 700 die Awaren, ein asiatisches Turkvolk, nach Westen vorrückte und unser Gebiet für über 1 Jahrhundert lang in Besitz nahmen. Noch 805 waren sie nachweislich hier, denn aus diesem Jahr gibt es eine Nachricht, dass einer ihrer Fürsten „super fiscaha“ (an der Fischa) getauft worden sei.
In der 2 Hälfte des 8. Jahrhunderts begann auch der Aufstieg des fränkischen Reiches. Mit der Herrschaft Karls des Großen (768 – 814) erlebte das frühmittelalterliche Mitteleuropa wieder einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung, und der Bund zwischen fränkischem Königtum und Papsttum bewirkte, nach Jahrhunderten der Unterbrechung, eine Wiederherstellung des Römischen Kaiserreiches. Karls Krönung zum Römischen Kaiser im Jahre 800 machte ihm zum höchsten Würdenträger der gesamten katholischen Christenheit. Für unsere Gegent ist vor allem seine Gründung einer Grenzmark gegen die besiegten Awaren mit einer relativ unabhängigen Verwaltung durch einen Markgrafen von Bedeutung. Diese „Karolingische Ostmark“ ist nicht mit der späteren „Ottonischen Ostmark“ zu verwechseln. In diese Zeit fielen auch die ältesten Ortsgründungen im Bezirk. Der 833 erwähnte, später aber verödete „Lithaha“ nördlich des heutigen Schönabrunn an der Leitha ist der älteste urkundlich erwähnte Ort des Bezirks Bruck/L..
Unter den Nachfolgern Karls des Großen zerfiel sein Reich durch Teilung. Aus dem westfränkischen Reich entwickelte sich das spätere Deutschland. Nach dem Aussterben der karolingischen Dynastie übernahm Heinrich I. 919 als erster sächsischer König die Regentschaft in Deutschland.
Schon in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts waren hier erstmals Magyaren, ein weiteres zentralasiatisches Reitervolk, aufgetaucht und um 900 war es dann endgültig in seiner Gesamtheit in die Tiefebene zwischen Donau und Theiß eingewandert und bis zur Enns vorgedrungen, wodurch die karolingische Besiedlungstätigkeit in unserem Gebiet ein jähes Ende nahm. 933 wurden die Magyaren von Heinrich I. in der Schlacht an der Unstrut geschlagen, aber erst Heinrichs Nachfolger, Otto I., gelang es sie in der Schlacht auf dem Lechfeld entscheidend zu besiegen und nachhaltig zurückzudrängen. Er errichtete auch die Ostmark neuerlich, zu der aber unser Gebiet vorerst noch nicht dazugehörte; die Westgrenze war etwa bei St. Pölten. 976 wurden die Babenberger als Markgrafen eingesetzt und 996 wurde für das Gebiet, das das Kernland für das spätere Österreich werden sollte, der Name Ostarrichi erstmals genannt. Erst nach 1000 drangen die deutschen (bayrischen) Siedler auch bis in unser Gebiet vor – die Leitha wurde zur östlichen Grenze deutscher Besiedelung. Nach neuerlichen Ungarneinfällen 1030 fiel das Gebiet zwischen Fischa und Leitha vorübergehend dem Ungarnkönig Stephan zu. Doch schon 1042 - 1045 konnte Heinrich III. das Verlorene wiedergewinnen. In unserem Gebiet wurde die Neumark errichtet, die aber keinen langen Bestand hatte und vermutlich 1058 mit der Ostmark vereinigt wurde, die jetzt im Osten bis zur March und Leitha reichte.
Das eroberte herrenlose Land war zunächst Eigentum der Krone, wurde aber in der Folge an Adelige, Klöster und Bistümer weitergegeben, um eine Kolonisation des unbewirtschafteten Landes zu fördern. So gelangte das Land südlich der Donau, etwa von Haslau bis Hainburg, in den Besitz der Grafen Vohburg-Cham, ein Geschlecht, das aus Bayern kam, wo sie auch als Markgrafen des bayrischen Nordgaus (zwischen Böhmerwald und Donau) aufscheinen. Vermutlich dürfe es auch das Jahr 1058 gewesen sein, in dem die Belehung des Vohburger-Grafen Diepold I. erfolgte.
Daß die Vohburger hier südlich der Donau zwischen Fischa und Leitha und auch konkret hier in Höflein Besitz hatten, bezeugt uns urkundlich eine Schenkung Diepolds II. von Vohburg von Gütern und Zehenten an das 1072 gegründete Benediktiner-Stift Göttweig. Diese Schenkung ist in der Stiftungsurkunde des Bischofs Altmann von Passau, dem Gründer des Stift Göttweig, vom 9.September 1083 aufgeführt. Unter den Orten, aus denen Diepold II.von Vohburg dem Sift Zehente Überließ, ist auch Höflein (neben Hainburg = Heiminburch, Bruck = Aserichiasbrucca, Scharndorf = Scorrindorf und Arbesthal = Arrawezithal) unter dem Namen „Hovilin“ genannt, die älteste bekannte urkundliche Erwähnung unseres Ortes. In der in lateinischer Sprache abgefassten Urkunde heißt es: „Ad Heiminbuch decimationes inter beneficia Dietpoldi marchionis de villis seilicet Hovelin, Aserichiasbrucca, Scorrindorf, Arrawetzithal et de omnibus beficis et villis, que ad se vel ad suos pertinent inter Vischah et Litha“ (aus „Liber prediorum et mancipiorum Gottwicensis“, abgedruckt in: Fontes rerum Austracum II, 8). Zwar ist diese erhalten gebliebene Stiftungsurkunde Altmanns von Passau, wie diesbezüglich Studien ergaben, eine unechte Urkunde, die erst im 12. Jahrhundert auf den Namen des Bischofs ausgefertigt wurde, doch kann angenommen werden, dass keine inhaltliche Fälschung beabsichtigt war. So erwähnt auch ein Dotations- und Besitzerverzeichnis des Klosters Göttweig, das von Kaiser Heinrich V. im Jahre 1108 ausgestellt wurde, die Zehentwidmung Diepolds II von Vohburg.
Das 12. Jahrhundert war das Jahrhundert der Kreuzzüge, wobei die Heere die alte Limesstraße auf ihren Weg ins Heilige Land benutzten. So auch im dritten Kreuzzug unter Führung von Kaiser Friedrich Barbarossa, dem sich auch Leopold V. von Österreich angeschlossen hatte. Der Kaiser schlug für einige Zeit in Hainburg sein Hauptquartier auf, und unser ganzes Gebiet hier war ein einziges großes militärisches Lager des 180.000 Mann starken Heeres.
Im 13. Jahrhundert hatten wieder Ungarneinfälle stattgefunden. 1233 kam es zu einer Schlacht bei Höflein, in der Herzog Friedrich II. mit dem Beinamen der Streitbare, der letzte Babenberger die Ungarn besiegte und zurückschlug
Nach dem Aussterben der männlichen Babenberger – Linie mit Friedrich II., der 1246 in einer Schlacht gegen die Ungarn bei Pottendorf-Wiener Nestadt fiel, entbrannte ein Streit um das damalige Österreich. Einerseits wurde es von Rudolf von Habsburg, der 1273 zum deutschen König gewählt worden war, als erledigtes Lehen, das an das Reich zurückfallen sollte, beansprucht, andererseits hatte Ottokar von Böhmen die kaiserlose Zeit von Rudolf genutzt, um sich Österreich anzueignen und war dabei auch von zahlreichen österreichischen Adeligen unterstützt worden. Um seinen Anspruch zu legitimieren hatte der damals 22 jährige Ottokar die zu dieser Zeit 40 jährige Margarethe, die Schwester des letzten Babenbergers Friedrich II, 1252 in Hainburg geheiratet und damit die Privilegien ihres Hauses übernommen (1261 ließ er die Ehe aber wieder auflösen). Im Kampf der beiden Streitparteien verlor dann Ottokar 1278 in der Schlacht bei Dürnkrut und Jedenspeigen (im Marchfeld) das Leben. Die österreichischen Länder kamen zum Deutschen Reich zurück und Rudolf belehnte 1283 damit seine beiden Söhne Albrecht und Rudolf und begründete damit die Herrschaft der Habsburger in Österreich. Nach einer längeren Zeit relativer Ruhe fielen im 15. Jahrhundert erneut die Ungarn ein. 1482 gelangte Hainburg, 1484 nach 14 tägiger Belagerung Bruck und 1485 sogar Wien in die Hände der Ungarn unter Mathias Corvinus, die erst nach dessen Tod 1490 wieder aus dem Land gedrängt werden konnten.
1529 geriet nicht nur das östliche Österreich, sondern das gesamte christliche Abendland in größte Bedrängnis. Sultan Soliman II. war von Konstantinopel aus mit einem 300.000 Mann starkem Heer Richtung Wien aufgebrochen. Ende September langt er vor Wien an. Hainburg war ohne viel Gegenwehr gefallen, Bruck konnte sich mit den Türken arrangieren und blieb verschont. Wien wurde bis zum 15. Oktober belagert, ehe der Sultan wegen des frühen Wintereinbruchs mit Schnee und Mangel an Munition den Rückzug antreten musste. Die ganze Gegend hier war arg in Mitleidenschaft genommen worden. Die Ortschaften waren verwüstet, die Felder verödet und manche zerstörte Ortschaft ist später nicht wieder aufgebaut worden.
Auch Höflein war getroffen worden, die Kirche wird als baufällig erwähnt. Bei der folgenden, nur zaghaft einsetzenden Wiederbesiedelung spielten vor allem zugewanderte Kroaten, nachweislich auch in Höflein eine Rolle.
Zu Beginn des 17.Jahrhunderts gab es neuerlich Rückschläge. 1605 durchstreiften Scharen des Fürsten Stephan Bocskay, Türken und Tartaren, die Gegend zwischen Fischa und Leitha und äscherten unter anderen den Ort Höflein fast gänzlich ein und trieben der Bevölkerung das Vieh weg. 1609 verheerten die Raitzen, orthodoxe Serben aus den ehemaligen ungarischen Gebieten Jugoslawiens, Höflein und 1619 wurde der Ort von den Soldaten von Bethlen Gabor, einem ungarischen Rebellen, der bis vor Wien vordrang in Brand gesteckt.
1683 erlebte unsere Heimat einen neuerlichen Ansturm der Türken. Schon ein Jahr zuvor war den Verantwortlichen klar gewesen, dass ein abermaliger Waffengang mit der Hohen Pforte nicht vermeidbar war, und die ungeheuren Kriegsvorbereitungen Kara Mustaphas waren auch hier nicht übersehbar gewesen.
So wurden noch rasch in den einzelnen Orten Wehreinrichtungen und Zufluchtsorte geschaffen und die Zivilbevölkerung wurde im Umgang mit Waffen geschult. Aber erst im Juni 1683, als die Türken schon in Ungarn standen, liefen die Vorbereitungsmaßnahmen richtig an und es mussten grobe Mängel konstatiert werden. Ab dem 21. Juni ertönten allmorgendlich in allen Orten des Bezirks die „Türkenglocken“, das Volk auffordernd „auf den khnyen oder sonst in geziemender Ehrerbietung zu Gott inbrinstig zu rueffen“ und ihm um Abwendung der Türkengefahr zu bitten. Am 6. Mai hielt der Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen, Karl von Lothringen, unter Beisein von Kaiser Leopold I. und großer Anteilnahme der hiesigen Bevölkerung bei Kittsee eine große Heerschau ab. Doch dieses Heer, das den Türkenvormarsch an der Raab stoppen sollte, war bald geschlagen. Schon am 4.Juli standen die Vorhuten der Türken an der Leitha. Am 11. Juli war das Hauptheer hier angelangt und zog zwischen Bruck und Hainburg durch und erreichte am 14. Juli Wien. Bruck war neuerlich durch ein Abkommen verschont geblieben, Hainburg fiel am 12. Juli unter gewaltigen Opfern in der Zivilbevölkerung, die hier auch aus der Umgebung zusammengeströmt war. Praktisch alle kleineren Orte der Umgebung wurden zerstört und niedergebrannt. Der Rückzug der Türken nach der Entscheidungsschlacht vor Wien am 12. September 1683 zerstörte dann das Letzte, was geblieben war. Auch hier in Höflein war alles zerstört worden, auch die Kirche, die noch 1693 als nicht wiederhergestellt gemeldet wird.
Die Zerstörungen des Türkenkrieges waren unvorstellbar. Nicht nur, dass die Ortschaften selbst verwüstet waren, die ganze Gegend war, nachdem die Zivilbevölkerung in keiner Weise geschont worden war (allein 40.000 Menschen waren beim Rückzug der Türken in die Gefangenschaft mitgenommen worden), weitgehend entvölkert. Obwohl bereits 1684 ein Zustrom von Siedlern aus dem Westen, besonders Schwaben und Bayern, einsetzte (das herrenlose Land war ihnen billig oder kostenlos überlassen worden) dauerte der Wiederaufbau Jahrzehnte. Eine Inschrift auf einem Gedenkkreuz zwischen Höflein und Scharndorf, das allerdings jetzt nicht mehr existiert, wies auf die überstandene Türkennot hin - „1683/der stolzer/tirk blagert/wienstatt de/14 iulii mit atar/cker macht/gott lob ehr/gesagt der den/tirkhen hat aus/dem Land mit/spott verjagt/den 12 Sept“.
Nur rund 20 Jahre dauerte die folgende Friedenszeit. Schon Ende des 17.Jahrhunderts hatte sich die revolutionäre Stimmung in Ungarn durch Verwaltungsänderungen, die die Autonomie der Komitate einschränkte und die Durchführung der Gegenreformation in Ungarn verlangte, bedrohlich verstärkt, so dass mit einem Einfall der Aufständischen, Kuruczen genannt, gerechnet werden musste. Otto Ehrenreich Graf von Abensberg und Traun (Herrschaft Petronell) war mit der Organisation der Abwehr betraut worden. 1703 kam es zu den ersten Vorstößen der Kuruczen beidseitig der Donau und im Frühjahr 1704 zu einem massiven Vordringen bis vor Wien, bei dem praktisch alle Orte des Bezirkes im Mitleidenschaft gezogen wurden. Am 16. März 1704 wurde Höflein geplündert und in Brand gesteckt. Kleinere Einfälle, bei denen aber unser Ort vermutlich nicht mehr betroffen wurde, setzten sich bis 1709 fort. 1903 war mit dem Bau einer großen Verteidigungsanlage, die von der Donau bis zum Neusiedler See reichend, die Eindringlinge aus dem Osten abwehren helfen sollte, begonnen worden. Ihre Reste sind, als „Alte Schanze“ bekannt, zum Teil noch heute zwischen Petronell und Parndorf und beim so genannten Tabor bei Neusiedl in der Landschaft erkennbar. Erst 1906 waren die Hauptarbeiten durchgeführt und die Schanze zwischen Petronell und Rohrau fertig gestellt worden. Für die Bauarbeiten wurde die Bevölkerung der Orte der Umgebung herangezogen. Die Orte mussten entsprechend ihrer Bevölkerungszahl verschieden lange Bauabschnitte übernehmen, was die Menschen hier nach überstandenen Schicksalsschlägen erneut stark belastete. Eine Spezifikation vom 16.Juni 1706, die im Nö. Landesarchiv verwahrt wird, gibt uns darüber Aufschluss, dass Höflein zu dieser Zeit 100 Häuser besaß und dementsprechend 150 Klafter zum Bau zugewiesen bekam.
Es folgte nun eine relativ lange Friedensperiode, die sich offenbar auch auf unseren Ort in sehr fruchtbarer Weise ausgewirkt hat. Jedenfalls hatte der Häuserbestand hier in Höflein zwischen 1706 und 1795, von wo wir wieder entsprechende Nachricht besitzen, von 100 auf 156 zugenommen. Erst Ende des 18. Jahrhunderts drohte durch die imperialistische Politik Napoleons wieder Gefahr für Mitteleuropa. In den ersten Jahren der so genannten Franzosenkriege war unsere Gegend nur indirekt durch Lieferungen von Lebens- und Futtermitteln betroffen, doch im November 1805 drang die Armee Napoleons bis hierher vor und besetzte auch Wien. Die Schlacht bei Austerlitz entschied den Feldzug, und am 26.Dezember 1905 wurde der Friede von Pressburg geschlossen. Schon in den ersten Jännertagen 1806 erfolgte der Abzug der französischen Truppen. Die Bevölkerung unseres Gebietes hatte durch umfangreiche Requirierungen und Einquartierungen großen Schaden genommen. Doch schon 1809 kam es zu neuerlichen Kämpfen, bei denen sich auch Napoleon selbst hier im Gebiet aufgehalten hat. Kurzfristig konnte Österreich bei der Schlacht von Aspern die Oberhand gewinnen, musste sich aber bald darauf nach der verlorenen Schlacht bei Wagram neuerlich geschlagen geben.
Erst wieder im Oktober des Resolutionsjahres 1848 kam es hier im Bezirk Bruck /L. zu Kampfhandlungen. Kaisertreue Truppen und ungarische Aufständische trafen aufeinander, doch verliefen diese Ereignisse im Vergleich zu früheren Auseinandersetzungen, zumindest für die Zivilbevölkerung, relativ glimpflich. Die Bauernbefreiung, durch ein von Hans Kudlich eingebrachtes und vom Reichstag am 25.Juli 1848 beschlossenes Gesetz, war zweifellos für die Bevölkerung der damals natürlich noch viel mehr als heute agrarisch geprägten Landgemeinden eine Erleichterung.
Die Befreiung des Bauernstandes brachte aber noch nicht den erhofften Aufschwung in der Landwirtschaft. Der durchschnittliche Grundbesitz betrug zu dieser Zeit landesweit rund 6 ha, und die Bauern waren überdies, damals noch weitgehend ohne politische Vertretung und ohne die Vorzüge des Genossenschaftswesens, den Preiskämpfen auf dem freien Markt, wo größere Vieh-, Getreide- und Weinhändler die Preisbestimmung durchführten, kaum gewachsen. Die beginnende Technisierung und der Einzug der Chemie in die Landwirtschaft brachten in der Folge auch noch eine Verschärfung dieses Problems mit sich, da sich die teuren Maschinen und den Kunstdünger nur Großgrundbesitzer leisten konnten und auch über die entsprechende Fachausbildung dazu verfügten und dadurch leistungs- und wettbewerbsfähiger als die Kleinbauern waren. So ist festzustellen, dass der bäuerliche Lebensstandard einschließlich der des damals umfangreichen Gesindes gegen Ende des 19. Jahrhunderts stark absank und es zu einer starken Verarmung und Verschuldung des Bauernstandes kam.
Zu den allgemeinen Schwierigkeiten in dieser Zeit kommt im speziellen in Höflein dazu, dass hier im August 1881 eine Rinderpest ausbrach und fast den gesamten Rinderbestand vernichtete und 1882 44 Personen an einer Blatternepidemie erkrankten, an der 11 von ihnen auch schließlich starben.